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  • AutorenbildFRANK MERKL

Kleines Krisenalphabet: V, W, U, L oder doch O

Aktualisiert: 17. Aug. 2020


Die Ökonomie ist keine exakte Wissenschaft. Aber die meisten Ökonomen tun so, als hätten sie ihren heiligen Gral auch ohne Indiana Jones schon gefunden. Sie erklären uns, wie die Welt zu funktionieren hat. Vor allem die Welt der Wirtschaft und die Wirtschaft der Welt.

Irgendwann begegneten mir in der Corona-Berichterstattung diese Buchstaben. Kommunikativ eine tolle Idee. So bildlich dargestellt, kapiert jeder Idiot die eigentlich komplexen Szenarien und prägt sie sich angsterfüllt ein. Einfach ausgedrückt: V steht für den schnellen Absturz, auf den dann ein schneller Aufstieg folgt. Beim U dauert das Tal des Leidens etwas länger bis es wieder aufwärts geht. Mit dem W wiederholen sich Auf- und Abstieg. Und das L steht für eine lange Rezession. Mit fehlt da ein Buchstabe – das O. Positiv gedeutet, könnte es für einen Kreis stehen, der sich schließt. Eine runde Sache. Das Omega zum Alpha – ein Ende also. Aber nein: für mich steht das dafür, dass der Hund seinen Schwanz jagt oder ... pardon my French ... wir uns selbst f*****. O steht für die verpasste Chance. Egal, was dieses chinesische Schriftzeichen nun tatsächlich bedeutet – in der Krise steckt auf jeden Fall eine Chance. Aktuell scheint es, als wäre Deutschland vom Virus nur milde erwischt worden, und über die wirtschaftlichen Auswirkungen kann man nur spekulieren. Eines zeichnet sich jedoch bereits ab: es wird wohl wieder nur oberflächlich an den Symptomen herumgedoktert. Dieser vermeintliche Kraftakt der Politik, ist lediglich ein "Weiter so". Für Krankenschwestern wird geklatscht und die Großindustrie mit Geld vollgepumpt. Künstler lässt man im Regen stehen. Ist einfach und berechnend. Die machen ja weiter, wenn wieder alles "normal" ist. So ein Musiker löst sich ja schließlich nicht in Luft auf. Und für die paar Kneipen findet sich schon irgendwann wieder jemand, aus dem nix wird außer Wirt. Ja, ich weiß, blöd kritisieren, ist einfacher als klug machen. Ich hab mich aber auch nicht wählen lassen, um Schaden vom Volk abzuwenden, dem Land zu dienen undsoweiter. Die Hoffnung stirb zuletzt. Auch meine. Vielleicht denken nicht nur ein paar Leute im Elfenbeinturm intensiver über unsere Zukunft nach. Vielleicht dämmert es auch einigen der gewählten wie ernannten Entscheidern und sie hinterfragen mal ein paar ihrer Glaubenssätze. Geht der Neoliberalismus nicht ebenso hart an der Realität vorbei, wie der Kommunismus. Ist der Kapitalismus, wie wir ihn aktuell praktizieren, wirklich alternativlos? Muss Wachstum um jeden Preis sein? Wenn es wirklich noch hart auf hart kommt, sind wir eh gezwungen, darauf Antworten zu finden. Wäre aber schön, wenn es vorher nicht zum Äußersten kommen muss. Meine noch schwach atmende Hoffnung: der Homo sapiens packt den den Homo oeconomicus jetzt endlich am Kragen und befördert ihn möglichst klimaneutral auf den Müllhaufen der Geschichte.

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