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  • AutorenbildFRANK MERKL

Gerissener Weihnachtsspott – dann geh doch zu Penny.


Alle Jahre wieder kommt ein rührseliges Werbefilmchen an Weihnachten auf uns nieder. Die großen Handelsmarken haben dieses Genre für sich entdeckt. Große Emotionen perfekt in Szene gesetzt. Und die Aufmerksamkeit geht tatsächlich oft sogar über die Branche hinaus und erreicht des Volkes Seele. Und dieses Jahr schafft das wohl am besten der Discounter Penny mit seinem Werbe-Spot "Der Riss". Aber der Zynismus darin spottet wirklich jeder Beschreibung – just my two Pennies.


Keine Frage, die Produktion Anorak aus Berlin und Serviceplan haben da einen richtig tollen Kurzfilm gemacht – wunderbar erzählt und aufwändig wie echtes Kino. Die Botschaft ist einfach, aber gut: Es geht ein Riss durch unser Land und nur wenn wir wieder anfangen, aufeinander zuzugehen, können wir den wieder schließen. Haltung zeigen, gehört für Marken heute zum guten Ton. Dagegen ist nichts einzuwenden und wird auch in einigen Fällen gut und authentisch kommuniziert, wie es zum Beispiel der Outdoor-Ausrüster VAUDE zeigt. Doch was soll man davon halten, wenn ein Unternehmen, das mit seinen vielen prekären Arbeitsverhältnissen nicht unwesentlich zu diesem Riss beiträgt, mal fix zu Weihnachten eine Lösung publikumswirksam in Kinomanier präsentiert? Typisch deutsch, ich mäkel am Detail rum und seh nicht das große Ganze. Die nehmen ja doch gut Geld in die Hand. Und im besten Fall lösen sie damit eine Debatte in der Gesellschaft aus oder regen die Menschen zum Nachdenken an. Das kann man so sehen. Für mich wirkt das aber eher, wie einer, der im Schaufenster seines Ladens Katzenbabies streichelt und dann am Abend dreht er ihnen im Lager die Hälse um. Ich tu mich einfach sehr schwer, zu glauben, dass die Haltung echt ist. Soll es nicht vielmehr ablenken vom eigenen Tun. So wie damals der PR-Coup vom "CO2-Fußabdruck", den die Petrochemie erfolgreich verbreiten hat lassen, um die eigene Verantwortung auf jeden einzelnen von uns abzuwälzen. Penny, ich glaub euch eure Tränen erst, wenn ihr Mitarbeiter anständig bezahlt, Billigfleisch aus den Regalen verbannt und nicht um jeden Preis billig sein wollt. Dann geh ich gern auf euch zu. Dann geht ich vielleicht doch zu Penny.

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