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AutorenbildFRANK MERKL

Ich werd jetzt einfach Makler.

Aktualisiert: 5. Dez. 2019

Spontane Gedanken beim Vorübergehen an einer Reklametafel.

Irgendwas mach ich falsch. Ich arbeite doch tatsächlich, um Geld zu bekommen. Warum nicht einfach Wohnungen in München verticken? Das geht scheinbar ganz leicht.


Nur kackdreist muss du sein. Man nehme ein paar miese Fotos, die bei schlechtem Licht mit dem Mobiltelefon gemacht wurden. Stelle die auf eine der bekannten Plattformen im Netz. Spicke Titel und Beschreibung mit Wörtern wie „chice“ oder „räpresentative“ – kleine Rechtschreibfehler im Text wirken immer sympatisch. Keiner mag Immobilienmakler mit erkennbarer Bildung. Füge vor alles ein „Designer-“ und bleibe möglichst schwammig bei Heiz- und Nebenkosten. Dann warten bis das Telefon klingelt. Auf keinen Fall auf die Kontaktaufnahmewünsche reagieren, die einem potenzielle Interessenten über die Plattform zukommen lassen. Besichtigungstermine macht man mit mindesten 20 bis 30 Leuten. Das fördert den Druck bei den Interessenten, auch bei einer noch so miesen Bude, sofort alles zu tun, um nur die anderen nicht zum Zug kommen zu lassen. Vorbereiten? Warum, dafür hat man ein paar windig zusammengeklammerte Blätter dabei, auf die man großkotzig „Exposé“ schreibt. Fragen der Interessenten werden grundsätzlich mit einer unverschämt blöden Antwort und dem rüden Hinweis auf die paar Blätter quittiert: Steht alles hier drin. Das schreckt den Rest ab, auch auf die Idee zu kommen, hier Fragen zu stellen. Ein paar einleitende Worte vom Makler können nicht schaden und sollen Kompetenz widerspiegeln. „Eine Sanierung, die den ursprünglichen Charakter dieser wunderschönen Altbauwohnung zu Geltung bringt“ Okay, auch der Laie erkennt die "Sanierung" hat sich darauf beschränkt, einfach mit weißer Farbe dick über alle Rohre, Löcher, Leitung und was da sonst noch im Weg war, drüberzugehen. Schwupps, schon ist das Ding dreimal so viel wert und vergessen ist die Miete, die man von der Oma mit dem alten Mietvertrag die letzten 20 Jahre bekommen hat, bis sie rausgestorben ist. „Optimale Verkehrsanbindung“ … Fenster auf und man kann es gleich hören. Oder jedesmal eine schwache 3 auf der Richterskala, wenn die Tram vorbeifährt. Was für ein Leben. Gleich morgen hol ich mir nen Gewerbeschein und lass Visitenkarten drücken ...

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